Drei junge Ingenieure und Segler wollen den Geschwindigkeitsrekord im Segeln brechen. Angestrebt werden 150 km/h. Die ersten Versuche sollen 2022 in Südfrankreich starten.

Text und Foto: Jean-Guy Python

«Das ist kein Segelboot, sondern ein Kampfjet!» Mayeul Van der Broek strahlt, als er aus dem Gefährt steigt. Bald ist es soweit. Noch ein paar wenige Etappen und er kann endlich versuchen, Paul Larsens Geschwindigkeitsrekord im Segeln zu knacken. Der liegt bei 65,45 Knoten (121,1 km/h) über 500 Meter und ist seit 2012 ungebrochen.

Das Projekt SP80 steht vor dem Abschluss. Mit Unterstützung von Studierenden der ETH Lausanne arbeiten Mayeul Van Der Broek, Xavier Lepercq und Benoit Gaudiot mit Hochdruck am Feinschliff. Die drei jungen Ingenieure stehen kurz vor dem Ziel. «Wir haben Ende 2020 mit den ersten Tests auf dem Genfersee begonnen», erklärt Mayeul. «Dazu haben wir einen vier Meter langen, von einem Kite gezogenen Prototyp verwendet. Bei den ersten Versuchen ging es uns nicht ums Tempo. Vielmehr haben wir die Stabilität des Rumpfes bei wenig Geschwindigkeit, das heisst bei rund 30 Knoten, geprüft.» Dieses Jahr soll das eigentliche Boot gebaut werden. Es ist mit acht Metern doppelt so lang wie der Prototyp. «Wir starten im Mai. Anfang 2022 soll das Gefährt segelfertig sein. Dann wollen wir auf dem Genfersee mit den abschliessenden Tests beginnen. Nach dieser Optimierungsphase starten wir im südfranzösischen Port Leucate mit den Temporuns.»

Die Optimierungsphase dient dem Feinschliff und wird ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen, sagt Mayeul. Das Gute daran: «Da der Dreipunkt-Foiler stabil auf dem Wasser liegt, funktioniert er auch bei geringer Geschwindigkeit. Wir können die Einstellungen also problemlos mit einem 10m2 grossen Kite und bei rund 15 Knoten vornehmen. Danach werden wir die Segelfläche schrittweise vergrössern, um das Tempo allmählich zu erhöhen. Wenn alles stimmt und die Bedingungen mitspielen, greifen wir mit unserem besten Piloten den Rekord an.»

Für das Kite waren die Ingenieure mit Don Montague, einem Kiteboat-Fabrikanten an der Bucht von San Francisco, im Gespräch. «Sie haben schon Kites mit einer Fläche von 110 m2 hergestellt», berichtet Mayeul. «Unser Boot ist aber sehr leicht. Für den Rekord sollten 35 m2 reichen.»

Das Team glaubt, dass die Industrie von den Errungenschaften des Projekts profitieren kann. «Um das Boot nur mit Windkraft auf 80 Knoten zu beschleunigen, haben wir Neues ausprobiert. Die von uns entwickelten Foiltechniken und die mechanischen Systeme könnten in anderen Bereichen Anwendung finden», hofft Mayel Van der Broek.

Die ersten Rekordversuche starten im Sommer 2022 in Port Leucate.