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Marina Fallenbach: regatta-Hotspot in Gefahr?

von Walter Rudin

Wie können sich Segelclubs gegen Einschränkungen und Schikanen in ihren Heimathäfen wehren? Beim Regattaverein Brunnen (RVB) ist man sich über das Vorgehen nicht einig, die Zeichen stehen auf Sturm.

Text: Walter Rudin

Der Segelclub an einem der schönsten Reviere der Schweiz kämpft um seinen Heimathafen, den Ausgangspunkt fast aller grossen Regatten auf dem Urnersee. Letztes Jahr wurde die Meisterschaft der Onyx-Klasse dort erfolgreich verhindert. Vereinsmitglieder, darunter Éric Monnin, haben inzwischen interveniert und wollen die Schikanen und das eigenmächtige Handeln des Werftbetriebs nicht länger hinnehmen. Um grosse Regatten zu organisieren, brauchen Segelclubs oft Infrastruktur und Fläche, die ihnen nicht gehören. Sie sind deshalb auf Goodwill und Entgegenkommen von Behörden und Anliegern angewiesen. Das führt zu Konflikten. Dass diese derart ausarten wie bei der Marina Fallenbach, ist allerdings selten. Das Fallbeispiel soll zeigen, wie schwierig es für die Verantwortlichen ist, richtig zu entscheiden: Soll man die Faust im Sack machen und die schwierigen Bedingungen akzeptieren oder den Mut aufbringen, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn Partikularinteressen überhandnehmen?

Clubkran mit beschränkter Nutzung

Segelikone Éric Monnin gilt nicht gerade als Schreihals, der seinem Unmut lautstark Luft verschafft. Seine emotionale Aussage zur Situation im Hafen Fallenbach lässt deshalb aufhorchen: «Ich kenne sehr viele Schweizer Häfen und wir wurden mit unserem Boot an vielen Ortschaften mit offenen Armen empfangen. Nirgends habe ich auch nur annährend so komplizierte und schikanöse Verhältnisse angetroffen wie hier. Ich habe das Gefühl, dass sich im Hafen Fallenbach Gewohnheiten eingespielt haben, die von aussen schlicht als unhaltbar eingestuft werden.» Monnin hatte letztes Jahr auf dem Urnersee mit seinem schnellen Monofoil Gonet trainiert und wollte dazu das Boot mit dem clubeigenen Kran in der Marina Fallenbach ein- und auswassern. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Hafenmeister und Betreiber der ansässigen Werft etwas dagegen hat und sich auf Verträge beruft, die recht merkwürdig erscheinen.
Der Regattaverein Brunnen (RVB) hat in seinem Heimathafen Fallenbach ein Clublokal gepachtet und besitzt einen eigenen Bootskran. Vereinsmitglieder dürfen ihre Boote damit aber nicht ein- und auswassern. Der Kran darf nur für Trainings und Regatten benutzt werden. Was für Aussenstehende unverständlich wirkt, lässt sich damit erklären, dass bei der Entstehung des Hafens Werftbetreiber und RVB-Präsident in Personalunion handelten.
Besitzer der Marina ist der Verein Bootshafen Fallenbach (VBF). Er hat einen Teil des Areals an eine Bootswerft verpachtet, deren Betreiber damals gleichzeitig Präsident des RVB war. Dass er mit dem Bootskran des RVB um seine eigenen Pfründe fürchtete, ist verständlich, für den Segelclub wirken sich die Verträge zwischen dem Hafenverein, der Werft und dem RVB jedoch verheerend aus. Werftinteressen bestimmen noch immer die Entscheide im Vorstand des Hafenvereins, obwohl sich dieser in seinen Statuten klar zur Förderung von Regatten und zur Zusammenarbeit zwischen den Wassersportvereinen bekennt.

Klassenmeisterschaft verweigert

Das musste auch RVB-Mitglied Aldo Meyer erleben, als er letzten Sommer als Regattachef der Onyx-Klasse die Klassenmeisterschaft im Rahmen des compasscups vom Bootshafen Fallenbach aus starten wollte. Obwohl alle kantonalen Bewilligungen vorlagen, wurde ihm die Durchführung verweigert. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf eine andere Destination auszuweichen. Er hat sich mit einem offenen Brief an die Gemeinde Ingenbohl beschwert. «Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit der Werft grosse Probleme bei der Benützung des RVB-Krans und der Durchführung von Regatten haben. Gerne würden wir unsere Regattagäste und Freunde weiterhin im Hafen Fallenbach einladen können. Dies ist aber schwierig, wenn sich der Hafenmeister und der VBFVorstand dermassen schikanös und ablehnend verhalten», schrieb er.
Es geht jedoch nicht nur um den Bootskran. Boris Ehret, Swiss-Sailing-Trainer B, der mit einer kleinen Trainingsgruppe RVB-Seglerinnen der Laser-Klasse auf die internationalen Regatten vorbereitet, bringt es auf den Punkt: «Es ist offensichtlich, dass wir auf dem Areal nicht willkommen sind und die Werft alles unternimmt, damit die Juniorengruppe nicht mehr in Fallenbach trainiert.» Walter Rudin Jürg Bollie Das Fass zum Überlaufen brachten aber wohl die Umbaupläne im Hafen, mit denen ein Grossteil der für Gäste bestimmten Fläche wegfallen würde. Viele RVBMitglieder glauben, dass dadurch keine ganz grossen Regatten wie Weltmeisterschaften von Jacht-Klassen mehr möglich sind.

RVB-Präsident beschwichtigt

Rolf Hunkeler ist seit letztem Herbst neuer Präsident des RVB. Viele hatten gehofft, dass er die Sache resolut in Hand nimmt. Er möchte die Probleme lieber mit einem guten Dialog lösen. «Es nützt uns gar nichts, auf Konfrontation zu gehen. Damit riskieren wir nur, dass wir auf dem Areal gar keine Regatten mehr durchführen dürfen», sagt er. «Das wurde jahrelang vergeblich versucht», monieren die Kontrahenten und setzen auf eine härtere Gangart. Besonders die aktiven Regatteure des RVB machen mächtig Druck und hoffen auf die Unterstützung durch den Hafenverein. Dieser ist Besitzer des Hafens, bei ihm liegt der Schlüssel zur Veränderung und auch hier zeigt sich Handlungsbedarf: Über 40 Mitglieder haben eine ausserordentliche Generalversammlung verlangt. Sie wollen eine Entflechtung von Werft und Hafenverein.
Bei Redaktionsschluss lagen sowohl beim Hafenverein als auch beim RVB einige Anträge für die beiden fälligen Generalversammlungen auf dem Tisch. Ob sich die Initianten, vielleicht sogar mit Hilfe der Gemeinde als Konzessionsgeberin, durchsetzen können, wird sich zeigen. Lehren daraus können jedenfalls jetzt schon gezogen werden. Es ist zwar eine gute schweizerische Tugend, bei Vereinsversammlungen ohne den Sachverhalt zu hinterfragen schnell zu nicken, um lästige Diskussionen zu verhindern. Oft zeigt sich allerdings, dass es sich gelohnt hätte, genauer hinzuschauen und sofort zu intervenieren. Vielleicht haben die Mitglieder des Boothafenvereins und des RVB inzwischen dazugelernt. Nach der Generalversammlung wissen wir mehr.

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