In dieser dritten Chronik des Rösti Sailing Teams lässt uns Justine Mettraux, die dieses Jahr neu zur Schweizer Segelformation gestossen ist, von ihrer Erfahrung profitieren. Die ehemalige Figaro- Seglerin erklärt, worauf man bei der Vorbereitung auf eine Hochseeregatta achten muss.

Text: Justine Mettraux

Zu allererst muss man wissen, wohin die Reise überhaupt geht. Klingt logisch, ist aber das A und O jeder Regattavorbereitung. Den genauen Streckenverlauf findet man in den Wettfahrtregeln. Dort sind auch die Baken, Land- und Seemarken, Inseln usw. aufgeführt, die umrundet beziehungsweise nicht umrundet werden müssen. Dem Kurs entsprechend müssen Karten gekauft oder aktualisiert werden, denn die Gebiete verändern sich schnell. An der Figaro Solitaire machen wir daher jedes Jahr ein Update. Der – sehr ungefähre – Kurs für die Umrundung der Britischen Inseln ist auf der Website des World Sailing Speed Record Councils verfügbar. Anhand dieser Angaben können die wichtigsten Wegpunkte in die Routing-Software Adrena eingetragen werden. Wir verwenden dieses Navigationsprogramm sowohl an Land als auf dem Schiff. Ich führe nur eine einzige Datei, die ich im Lauf der Regatten ergänze, damit ich die Wegpunkte nicht für jedes Rennen neu erstellen muss.

Diese Wegpunkte platziere ich normalerweise 10 bis 20 Meter von der jeweiligen Gefahr entfernt, um sicherzugehen, dass wir auf jeden Fall durchkommen. So müssen wir unterwegs nicht jedes Mal auf der Karte nachschauen, wo sich die Grenze befindet, die wir auf keinen Fall überschreiten dürfen, denn der Wegpunkt wird auf der Aussenelektronik angezeigt. Die Arbeit des Steuermanns wird dadurch erheblich vereinfacht, schliesslich hat er den Computer nicht vor Augen.

Nachdem ich die wichtigsten Wegpunkte gesetzt habe, kann ich mir den Kurs in groben Zügen anzeigen lassen. Um zu überprüfen, ob alle Landspitzen und Inseln tatsächlich in sicherer Entfernung umrundet werden und ich keine der möglichen Gefahren auf der Direktroute vergessen habe, erstelle ich eine Vorschau des Streckenverlaufs. In der Regel kommen dabei weitere Wegpunkte dazu. Beim bevorstehenden Rekordversuch müssen wir alle kleinen Britischen Inseln aussen passieren, daher verfeinere ich meine Planung, damit wir auch bestimmt alle erwischen. Ich kontrolliere mehrmals, um auf Nummer sicher zu gehen.

In einem nächsten Schritt füge ich überall dort Wegpunkte hinzu, wo Gefahren wie Steine, Ölquellen und verschieden Baken in Kursnähe liegen. So kann ich sie auf der Karte gut sichtbar markieren und werde nicht von einer Untiefe oder einer Bake überrascht, die nur angezeigt wird, wenn man die Karte vergrössert.

Bei der Umrundung der Britischen Inseln durchqueren wir mehrere Verkehrstrennungsgebiete, Sandbänke und Windparks. Mit dem Roadbook Adrena können solche Gefahrenzonen eingefärbt und falls nötig als verbotene Zonen in das Routing integriert werden. Ich selbst verwende je nach Gefahrenstufe verschiedene Farben. Sandbänke zum Beispiel färbe ich gelb, wenn sie praktisch bei jeder Tidenhöhe passierbar sind. Falls ein Durchkommen nie oder sozusagen nie möglich ist, markiere ich sie rot.

Eine solche Vorbereitung ist natürlich zeitaufwendig. Für die Planung der Rekordfahrt um die Britischen Inseln habe ich zwei Tage gebraucht. Der Aufwand lohnt sich aber, denn man erhält einen genauen Überblick über die gesamte Route mitsamt Gefahren und heiklen Gebieten und vermeidet unschöne Überraschungen. Ausserdem kann man sich voll und ganz auf das Wetter und die Strategie konzentrieren.