Warum im Eiltempo mit 20 Knoten übers Wasser flitzen, wenn man bei 7 Knoten die Umgebung viel besser geniessen kann? Auf diesem Grundsatz baut der SL42 auf. Optisch hat das Boot den Charme und die sanften Linien einer klassischen Jacht, technisch hingegen steht es an der Spitze des Fortschritts. Das Konzept stammt von Santiago Lange, dem argentinischen Olympiasieger auf Nacra17 in Rio. Dass es auch in der Schweiz funktioniert, zeigt Ginkgo, der im Altherrentempo, aber dank Elektroantrieb sauber seine Bahnen zieht.

Text : Quentin Mayerat

Der Kreuzer ist schlicht, elegant, aus edlem Holz gefertigt und vollkommen geräuschlos. Er gehört Jan Eckert, dem ehemaligen Besitzer des D35 Django. Nachdem sich dieser aus der Bootsklasse zurückgezogen hat, suchte er neue Herausforderungen … und wurde fündig. Er liess einen SL42 bauen und für den Genfersee umrüsten. Die Jacht ist mit einem 100-Kilowatt- Motor von Torqueedo ausgestattet, der an einen kleinen 20 Kilowatt starken Dieselgenerator gekoppelt ist. Bei einer Maximalgeschwindigkeit von 7 Knoten verhilft er dem Boot zu einer Reichweite von unglaublichen 300 Stunden im Hybridantrieb und 30 Stunden im Elektrobetrieb. «Wir haben in der Familie eine Vereinbarung getroffen», sagt Jan Eckert. «Wir wollten Regatta und Freizeit nicht mischen. Vielmehr träumten wir davon, auf einer grossen, schwimmenden Veranda gemütliche Wochenenden auf dem See zu verbringen.» Ursprünglich wurde das Boot für den ruhigen Rio de la Plata in Argentinien entworfen. Es verfügt über ein langes Cockpit, das zur Hälfte durch ein Hardtop und grosse hochklappbare Fenster geschützt ist. Dadurch entsteht ein verandaähnlicher Lebensraum im Stil der südamerikanischen Dreissigerjahre, der umso mehr zum genüsslichen Entspannen einlädt, als kein Motorengeräusch die Ruhe stört.

Gemeinschaftswerk von Experten

Gingko kombiniert gekonnt unbehandeltes Teak, Mahagoni, DyneemaSchlingen, Spleisse und Carbonelemente zu einem schlichten, stillvollen Gesamtkunstwerk. Der Bau war eine grosse Herausforderung, denn es musste kontinentübergreifend gearbeitet werden. Während das Design, der Polyester-Rumpf und die Holzarbeiten bei M Boats in Buenos Aires entstanden, erfolgte die Montage des Elektromotors bei Psaros in der Schweiz. «Wenn ich daran zurückdenke, wie kompliziert das Ganze war, verstehe ich besser, vor welche Herausforderungen Elektromotoren die Automobilindustrie stellt», gesteht Jan Eckert. Ein Blick in den Motorenraum genügt, um einen Eindruck von der Komplexität des Elektroantriebs zu erhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Werften auf diesem Gebiet noch wenig Erfahrung haben. Aber Fortschritte brauchen eben Zeit und manchmal muss man einen Gang herunterschalten, um vorwärtszukommen.