2019 wurde in der Schweiz zum ersten Mal virtuell um den Meistertitel gesegelt. 400 Teilnehmer hatten sich für die erste eSailing National Championship registriert. Arnaud Simonet alias «Stripes» aus Münchenstein (BL) wurde beim Live-Finale an der Windweek in Brunnen erster eSailing- Schweizermeister. Da es nun dieses Jahr doch wieder eine SM gibt, hat er die Möglichkeit, den Titel zu verteidigen. Wir haben mit ihm
gesprochen.
Interview: Walter Rudin
Sie wurden letzten Sommer erster Schweizermeister im eSailing. Welches Echo hat das ausgelöst, wurden Sie oft darauf angesprochen?
Dieser Sieg war ja für mich selbst eine grosse Überraschung. Und noch mehr für mein Umfeld, das mit einer Mischung aus Belustigung und Bewunderung reagierte. eSailing wird unter Seglern noch nicht sehr ernst genommen. Aber ein Titel als Schweizermeister hat halt schon eine gewisse Grösse und wird durchaus gewürdigt. Es gab einige Interviews und sogar eine Einladung zur Teilnahme an einem Promi-Volleyball-Match. Als Schweizermeister im eSailing ist man vielleicht so eine Art DProminenz.
Haben Sie nach dem Titel eine Trainingspause eingelegt oder weiterhin täglich trainiert? War die Teilnahme an der WM für Sie ein Thema?
Nach der Schweizermeisterschaft lief die Qualifikation für die WM. Natürlich habe ich mein Bestes gegeben. Aber mit der Weltspitze mitzuhalten und unter die ersten Acht zu kommen ist äusserst schwierig. Ich glaube, ich habe es nicht mal unter die ersten 100 geschafft.
Es war relativ lange nicht klar, ob es 2020 wieder eine SM im eSailing gibt. Jetzt müssen Sie plötzlich Ihren Titel verteidigen.
Die Verteidigung ist für mich kein Muss. Es bleibt ein Spiel, und wenn einer besser segelt als ich, gönne ich ihm den Sieg.
Der Andrang auf die SM war dieses Jahr gross, zwei Wochen nach Bekanntgabe hatten sich bereits 50 Prozent mehr Teilnehmer angemeldet als 2019. Der Konkurrenzdruck wächst. Letztes Jahr
« Man darf mich auch gerne
zu einem Duell einladen »
haben Sie täglich eine halbe Stunde trainiert. Genügt das noch?
Die Konkurrenz ist wahrlich gross geworden. Entscheidend wird sein, wer bis zum Ende der Qualifikationsphase die meisten Rennen absolviert hat. Ich bin daher nicht mal sicher, ob ich es ins Finale schaffen werde. Das ist aber absolut mein Ziel. Ich würde mich freuen, die Bekanntschaften aus dem letzten Jahr erneuern zu können. Ich spiele jeden Tag ein paar Regatten – mehr liegt zeitlich nicht drin. Und auf einen Mentaltrainer verzichte ich.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen für die Titelverteidigung ein?
Wie gesagt, die Konkurrenz ist grösser geworden. Es scheint, dass junge hungrige Spieler dazugekommen sind. Wenn ich es ins Finale schaffe, sind meine Chancen intakt. An einem guten Tag kann ich alle schlagen.
Können Sie den neuen Teilnehmern zum Schluss noch einen Tipp geben, wie man beim eSailing schnell Erfolg hat?
Viel üben und von den Besten die Taktik abschauen. Man darf mich auch gerne zu einem Duell einladen. Dazu muss man nur mit mir (Stripes) auf VRI befreundet sein.
Virtuelles Segeln als Regattaersatz
Aufgrund der Auswirkungen der bundesrätlichen Covid-19-Massnahmen hat der Vorstand von Swiss Sailing seinen Entscheid revidiert und organisiert für 2020 doch eine eSailing-Schweizermeisterschaft. Dank der Unterstützung von Allianz Suisse wurde in Partnerschaft mit World Sailing und Virtual Regatta im April die Qualifikationsrunde lanciert. Bereits nach zwei Wochen hatten sich über 600 Segler auf der Plattform angemeldet. Interessierte können sich weiterhin auf https://www.virtualregatta.com/en/inshore- game/ registrieren. Sobald Sie sich auf der Seite angemeldet haben, finden Sie ein Tutorial, das Ihnen zeigt, wie das Spiel funktioniert und wie das Boot auf Ihrem Gerät gesteuert wird. Versuchen Sie es doch einfach mal! Bis Ende August qualifizieren sich die zehn besten Spieler für das Live-Finale. Datum und Ort der Top-Ten-Finalrunde werden noch bekannt gegeben.
