Trotz gestrichener Events in allen drei Ligen kann die Swiss Sailing League nicht zuletzt dank neuer Formate und internationaler Erfolge auf eine erfolgreiche Saison zurĂĽckblicken.

Text: Walter Rudin

Erst waren es finanzielle Probleme, die 2018 zu einer Reduktion des Programms führten, dann verhinderte Corona während zwei Saisons einen Start vor den Sommerferien. Die Swiss Sailing League Association (SSLA) wurde in den letzten Jahren arg gebeutelt. Das hat ihrem Renommee aber nicht geschadet und lässt sie trotzdem Erfolge an allen Fronten feiern. Ihre neuen Formate Youth Cup, Master Cup, Women’s Cup und Liga Cup begeistern. Die Saison 2021 konnte erst Ende Juli mit dem Master Cup in Thun gestartet werden. Acht Teams bestritten diesen neuen SSL-Event für über 50-jährige Seglerinnen und Segler. Gewonnen haben Stefan Seger und sein Seniorenteam vom Regattaclub Oberhofen (RCO). Dank dem grossen Echo wird der Master Cup nun jährlich fix eingeplant. Anfang August wurden dann in den drei Ligen die ersten Events ausgetragen. Auffallend im Vergleich zur vorherigen Saison waren die oft nicht optimalen Windverhältnisse. Immerhin erlaubte der Einsatz der Roboterbojen spürbar mehr Rennen. Dass in allen drei Ligen zwei Events wegfielen, erhöhte den Druck auf die Clubteams zusätzlich. Nur zwei Spieltage sollten über Sieg sowie Auf- und Abstieg in der Super League und der Challenge League entscheiden. In der Promotion League musste es ein einziger Event richten.

Titel geht an RCB

Besonders die Super League erlebte eine schwierige Saison, konnte doch der einzige Event vor dem Finale am Bielersee mangels Wind nur knapp gewertet werden. Bezeich-nenderweise verlief denn auch der Auftakt des Finalevents eher harzig. Immerhin kamen am zweiten Tag insgesamt elf Rennen zustande. Der Regattaclub Bodensee (RCB) mit Julian Flessati, Stephan Ammann, Lea Rüegg und Jonathan Rutishauser lief zu Höchstform auf, dominierte seine Gegner und sicherte sich verdientermassen den Schweizermeistertitel im Clubsegeln 2021. Für Skipper Julian Flessati kam der Sieg doch eher überraschend: «Wir sind nicht mit der Erwartung nach Biel gekommen, die Liga zu gewinnen, sondern haben eigentlich nur einen Podestplatz angestrebt. Wir haben im Herbst davor relativ viel regattiert, die Europameisterschaft in Dänemark sowie die Schweizermeisterschaft in Ascona bestritten und als Team daher sehr gut funktioniert. Das Resultat waren ein guter Bootsspeed und gute Entscheidungen.»

Die Seglervereinigung Kreuzlingen (SCKr), die den Titel zweimal in Serie geholt hatte, musste sich mit dem vierten Gesamtrang zufriedengeben. Tom Rüegge übte Selbstkritik: «Wir haben im Gegensatz zu allen anderen Teams keinerlei Wettkämpfe bestritten und auch kaum trainiert. Das haben wir in Biel beim Finale etwas gemerkt. Wir waren noch nicht im Regatta-Rhythmus und haben teils unnötige Fehler gemacht – solche, die uns sonst nicht passieren. Es war für uns das erste Mal, dass wir überhaupt nicht in einen Wettkampf gefunden haben.»

SVKr brilliert in der Champions League

Scheinbar war das ein Aufrüttler für das SVKr-Team, denn nur zwei Wochen später lieferte es am Finale der Champions League eine hervorragende Leistung ab. Nach dem 3. Platz 2020 setzten die Kreuzlinger noch einen drauf und überzeugten an allen drei Tagen. Am Schlusstag reichte es Tom Rüegge, Michael Herrmann, Jens Lichtblau und Stefan Stäheli in den Finalrennen in Porto Cervo auf Sardinien zum grandiosen zweiten Schlussrang. Damit zeigten die Schweizer erneut, dass sie mit den besten Clubs aus Europa mithalten können. Für Markus Bläsi, Vizepräsident der SSLA, ein klares Zeichen, dass der Weg stimmt: «Es scheint, dass das Swiss Sailing League Management, das Umpiring und die Regelwerke richtig verstanden werden.»

Frauen vor

Der Women’s Cup stand dieses Jahr unter einem besonders guten Stern. Der gastfreundliche Davoser Segelclub bot den 16 Frauen-teams nicht nur eine ganz spezielle Ambiance, die guten Windverhältnisse sorgten auch für 35 spannende Rennen, die von den Teams aus Arbon und Oberhofen dominiert wurden. Lisa Thönen mit Team RCO siegte vor der punktgleichen Crew von Livia Näf aus Arbon. Die SSLA macht Ernst mit der Förderung des Frauensegelns. Frauen segeln in der Liga zwar schon seit Beginn, die Verantwortlichen haben jetzt aber für die nächste Saison ein Konzept entwickelt, das mit spezifischen seglerischen Aktivitäten für Frauen zielführend auf den Women’s Sailing Champions League Event im Oktober 2022 in Lausanne ausgerichtet ist. Geplant sind zwei einwöchige J70-Clinics, an denen sich Frauen mit Top-Trainerinnen theoretisch und vor allem praktisch umfassend mit dem Regattasegeln auseinandersetzen können. Der Swiss Sailing League Women’s Cup wird nächstes Jahr bereits im Mai in Biel stattfinden und der Selektion der besten Teams für die Women’s Sailing Champions League dienen.

RCB holt Liga Cup

Der Liga Cup bildete Mitte Oktober den Saisonabschluss. 16 Teams kämpften um den Pokal. Dieser ging schliesslich an den Regattaclub Bodensee mit Teamchef Jonathan Rütishäuser. Der Liga Cup wurde 2020 erstmals durchgeführt und war für Seglerinnen, Segler und Sponsoren als Ersatz für pandemiebedingt ausgefallene Events gedacht. Teilnehmen können Clubteams aus allen Ligen, aber auch solche, die nicht in der Liga mitsegeln – eine Chance für neue oder junge Teams, sich mit den Besten der Liga zu messen und Erfahrungen sammeln. Der Liga Cup wird auch im 2022 im Programm bleiben und so dem Breitensport eine ausgezeichnete Plattform bieten. swiss-sailing-league.ch/de