Vergangenes Wochenende befand sich Skippers-Redaktionsmitglied Sébastien Aubord an Bord des Neel 43 von SailEazy auf einer Überführungsfahrt vom Atlantik ins Mittelmeer. Am Eingang zur Strasse von Gibraltar erhielt die Crew ungebetenen Besuch von einer Orca-Familie.

Hier seine Schilderung und ein Video der Ereignisse.

«Es ist Montag der 29. Mai, 9.30 Uhr. Das Schiff befindet sich weniger als fünf Meilen vor der Südküste Spaniens. Ziel ist, am Ende des Tages mit der einsetzenden Flut Gibraltar zu passieren. Doch plötzlich sichtet ein Crewmitglied in der Ferne einen oder mehrere Orcas. Sofort werden alle an Bord informiert und die Geschwindigkeit des Schiffes wird gedrosselt, um die Tiere nicht anzulocken. Wir sehen drei oder vier Orcas, die schnell auf uns zukommen. Sie scheinen aber nicht aggressiv. Sicherheitshalber drehen wir trotzdem bei und bergen die Segel. Mittlerweile sind Orcas bei uns angelangt, spielen und schnappen nach dem Ruderblatt. Schon bald sehen wir, wie Schaumstoffstücke aus dem Inneren des Ruderblatts um das Schiff herumschwimmen.

Die Tiere spielen über eine Stunde mit dem Trimaran, vor allem mit den Anhängseln. Wir bleiben ruhig, informieren aber den nächsten Hafen und das MRCC (Cross) Tarifa in Echtzeit über die Schäden an den Rümpfen. Nach einer Weile scheinen sich die Tiere zu entfernen. Auf Empfehlung des MRCC Tarifa lassen wir den Motor an, um in Richtung Hafen zu fahren. Doch fast augenblicklich kehren die Orcas zurück. Diesmal zählen wir eine Schule von über zehn Schwertwalen! Auch jetzt bleiben wir alle ruhig und konzentriert und verhalten uns möglichst unauffällig. Schlussendlich haben die Orcas das gesamte Ruderblatt abgebissen. Der Trimaran ist manövrierunfähig! Die Erschütterungen werden immer heftiger und erreichen die Schwimmer und den mittleren Rumpf. Aus eigener Kraft kommen wir aus dieser Situation nicht heraus – wir müssen ins Schlepptau genommen werden. Doch selbst während der Rettungsaktion folgen uns die Orcas und spielen noch etwa zehn Minuten mit dem Boot weiter, bevor sie sich endlich abwenden und in Richtung offenes Meer verschwinden.

Allen Besatzungsmitgliedern geht es gut. Auf den ersten Blick haben wir nur das Ruderblatt verloren. Das Team von SailEazy arbeitet derzeit daran, das Boot wieder seetüchtig zu machen. Herzlichen Dank an die spanischen Rettungskräfte für ihre schnelle Reaktion und ihre Unterstützung!»