TROGIR

Wer sich für einen Flottillentörn entscheidet, möchte sich bis zu einem gewissen Grad treiben lassen können. Die Sicherheit und die Betreuung sollen gewährleistet sein, damit man sich um möglichst wenig selbst kümmern muss. Und man erwartet Geselligkeit und den regelmässigen Austausch mit den Organisatoren und den anderen Teams. Die meisten Teilnehmenden kamen mit dem ersten Flug am Sonntagmorgen an. Nach einem Frühstück auf der Terrasse der Sunsail-Basis und dem Erledigen der Formalitäten für den Bezug des Bootes machten sie sich spontan zu einer Besichtigung der kleinen Stadt Trogir auf. Die malerischen Gassen der mittelalterlichen Stadt zwischen der Marina und dem Flughafen lohnen einen Besuch und die guten Restaurants an der Uferpromenade versprechen einen sympathischen Einstieg in die kulinarische Gastfreundschaft Kroatiens. Gegen Abend erhielten die Skipper ihr erstes Briefing zum Segelrevier des nächsten Tages, bevor Mirna ausführlich und mit vielen praktischen Tipps und Anekdoten von den Inseln und Dörfern berichtete, die während des Skippers Cups angesteuert werden. Sie verriet auch einige Geheimtipps für die beiden freien Abende, empfahl besonders schöne Ankerplätze und informierte über die Wetterprognosen. Tony, ein Vollblutsegler und Skipper des Komitee-Boots – ein Motorkatamaran Moorings 433 PC – ergänzte ihre Ausführungen mit weiteren Tipps und Tricks. Der Willkommensabend im Restaurant der Basis wurde von TeamWork, dem Sponsor und Gewinner des ersten Skippers Cups, offeriert. Firmengründer Philippe Rey-Gorrez und seine Frau Valerie waren gekommen, um ihren Titel gemeinsam mit einem anderen im Unternehmen tätigen Paar zu verteidigen.

IM RESTAURANT KONOBA JASTORZERA IN KOMIZA WERDEN DIE BEIBOOTE AM TISCHBEIN FESTGEMACHT!

Jeden Abend trafen sich die Skipper vor oder nach dem Essen oder auf dem Komitee-Boot zum traditionellen Briefing/Debriefing und zur Preisverleihung des Tages. Der Leopard 43PC hat den Vorteil, dass im Hecksalon und auf der Flybridge problemlos zehn bis zwölf Personen Platz finden. Am fünften Tag in Maslinica versammelten sich sogar alle Teilnehmenden zum Voile-Evasion-Cocktail auf dem Kat! Selbst an den freien Abenden wie am Montag in Milna nahmen die meisten Teams ihr Essen gemeinsam in einem Restaurant ein. Sie trafen sich spontan im Bago, einem seit drei Generationen von der gleichen Familie geführten Fischrestaurant direkt am Meer, und unterhielten sich dort lebhaft über die ersten Eindrücke am Steuer ihrer Sun Odyssee 410. Der fehlende Wind am Morgen hatte Tony und den Wettfahrtleiter Cyrille Lanfranchi von Voile Evasion dazu veranlasst, den Plan zu ändern. Ein erster Teil wurde unter Motor zurückgelegt, um dann am Nachmittag auf der vorgesehenen Strecke von besseren Bedingungen zu profitieren. Vor allem für die Teams, die vorher noch nie zusammen gesegelt waren, erwies sich dieses sanfte Debüt als idealer Einstieg, um sich warmzulaufen. Sie würden es spätestens am übernächsten Tag zu schätzen wissen. Da fegte der Wind nämlich böenartig mit bis zu 30 Knoten übers Meer.

SOGAR BEI 30 BIS 33 KNOTEN STARKEN BÖEN VERGASSEN DIE VOLLBLUTSEGLER IHREN WETTKAMPFGEIST NICHT.

100 Seemeilen zwischen den Inseln

Vom Montag, dem 16. Mai, bis Freitag, dem 20. Mai, wurde auf fünf unterschiedlich langen, den Wetterbedingungen angepassten Strecken auf insgesamt 105 Seemeilen regattiert. Nicht bei allen Teams war der Wettkampfgeist gleich stark ausgeprägt. Bei einigen stand klar der Törnund Feriengedanke im Vordergrund, aber beide Einstellungen liessen sich gut miteinander vereinbaren. Jedes Boot erlebte in unterschiedlichsten Registern seine Sternstunde. Eine Whatsapp-Gruppe stellte die Verbindung der Skipper mit der Wettfahrtleitung sicher, die laufend über die Startabläufe, die GPS-Daten der Startund Ziellinien und die Ergebnisse informierte. Wie ein Schutzengel fuhr das Komitee-Boot von einem Boot zum nächsten, um die besten Momente mit der Kamera festzuhalten. Die Aufnahmen wurden jeweils abends in die WhatsappGruppe gestellt.

Bei der ersten Etappe von Agana nach Milna überquerte das Spitzentrio die Ziellinie praktisch Bug an Bug. Zwischen Mini-Can mit Skipper Paul Lüdtke und Ultraviolet mit André Bals lagen lediglich 40 Sekunden, 8 Sekunden später folgte bereits Idem (Secrétan), die vom ehemaligen Präsidenten des Cercle de la Voile der SNG Marcel Beauverd gesteuert wurde. In seiner Eitelkeit verletzt, wies der Titelverteidiger Philippe Rey-Gorrey nach seinem 6. Platz seinen Steuermann und Skippers-Mitarbeiter Sébastien Aubord an, am nächsten Tag alles zu geben, um seine Schmach wieder gutzumachen. Ihre Happy Jack war eine von zwei Sun Odysseys der letzten Generation, die leistungsmässig nicht ganz so stark sind wie die 410er mit ihrem breiteren Gleitrumpf mit Knickspant, ihrem Doppelruder und der überlappenden Genua.

DIE FLOTTILLE DES SKIPPERS CUPS UND SEIN KOMITEE-BOOT VOR DEM EHRENSTEG IN MILNA

Bei der zweiten Etappe von Komiza nach Mali Barjak zeigten sich die Windgötter launisch, sodass der Start auf den frühen Nachmittag verlegt und die Strecke verkürzt werden musste. Mit bemerkenswerter Konstanz setzte sich Idem erneut auf den 3. Platz. Den 2. Platz sicherte sich Sanchrisa von Jean-Claude Burdet, dem früheren Chef des Centre d’Entraînement à la Régate, der bereits am ersten Skippers Cup mit dabei war, während der Tagessieg an das euphorische Team der Happy Jack ging. Unser Skipper Tony war vom Niveau der Teilnehmer tief beeindruckt. Einen solchen Wettkampfgeist, so viel taktisches Gespür und ein solches Können hätte er nicht erwartet. Er sei sich sonst von den Hobbyseglern anderes gewöhnt, meinte er. Die Schweizer Segelnden sorgten für viel Spannung, über die er sich sichtlich freute. Die Delfine, die sich immer wieder an die Seiten der Boote hefteten, verliehen der ohnehin schon paradiesischen Kulisse zusätzliche Magie.

HAPPY JACK, SANDICONE UND MINI-CAN PRAKTISCH GLEICHAUF BEI DER ZIELEINFAHRT VOR MASLINICA.

Sonne, Schweiss und Spannung

Am dritten Tag der Segelrallye ging schon am Morgen viel Wind. Er frischte im Lauf des Tages weiter auf und blähte auf dem 28-Seemeilen-Kurs von Komiza nach Vinogradisce die Segel der teilnehmenden Boote. Kaum hatten diese die gut geschützte Bucht verlassen, blies ihnen der Wind frontal ins Gesicht. Kein Vergleich zu den Tagen davor! Die hohen Wellen und die bis zu 35 Knoten starken Böen veranlassten die Teams zu Vorsicht. Sie gingen alle mit einem Reff im Segel an den Start. Geschenke machten sie einander trotz der harschen Bedingungen aber keine. Für die meisten begann der Kampf, als fünf Minuten vor dem Start die Sirene ertönte. Einmal mehr liess die Crew der Idem ihre Erfahrung spielen. Das Team hatte ein Durchschnittsalter von 72 Jahren! Skipper Marcel Beauverd meinte nach der Regatta: «Die Startstrategie war extrem wichtig. Während alle anderen so nahe wie möglich am Startschiff über die Linie gehen wollten, weil die Distanz dort kürzer war, segelten wir aufs offene Meer hinaus und nutzten den Raum zu unseren Gunsten.» Nach drei Stunden passierte Idem die Linie eine Minute vor Happy Jack und eineinhalb Minuten vor Ultraviolet, die Sandicone von François Deshusses mit einem hauchdünnen Vorsprung den dritten Platz wegschnappte. Nach einer wohlverdienten Pause an einem ruhigen Ankerplatz sorgte der abendliche Ausflug in die Festungsstadt Hvar für willkommene Abwechslung.

BLICK VON DER SPANISCHEN FESTUNG AUF DIE STADT HVAR

Am nächsten Tag versprach die vierte, 20 Seemeilen lange Etappe nach Maslinica bei wenig Wind weitere landschaftliche Highlights. Happy Jack und Sandicone lagen erneut an der Spitze, eine Sekunde dahinter folgte Mini-Can mit Paul Lüdtke. Auf der flachen Insel vertäute die gesamte Flotte in der treffend benannten Marina Martinis Marchi. Als Belohnung für die gut gelaunten und sich wacker haltenden Teilnehmenden organisierten Fabienne und Cyril von Voile Evasion auf unserem Katamaran eine Bootsparty. Im malerischen Hafen, der in ein wunderbares Abendlicht getaucht war, genossen die Teilnehmenden die ausgelassene Stimmung. Auf der letzten Etappe nach Agana wurden weitere 15 Seemeilen absolviert, auf denen das Führungstrio seine guten Leistungen bestätigte und in der gleichen Reihenfolge wie am Vortag ins Ziel kam. Die Siegerehrung fand vor dem Abschiedsessen im Restaurant Konoba Hila statt. Es wurde von Sunsail und dem Vercharterer Leopard Catamaran gesponsert, dessen Vertreterin Daniela kurz die Vorteile der Eignerprogramme für die von den Teilnehmenden gesegelten Jachten vorstellte. Gewonnen hat den Skippers Cups mit insgesamt 9 Punkten das Team der Idem, das als Siegerpreis eine Alpina-Taucheruhr entgegennehmen durfte. Dahinter folgten Happy Jack (13 Punkte) und Mini-Can (22 Punkte), knapp vor Ultraviolet (23 Punkte) und Sandicone (24 Punkte). Die Teams feierten bis spät in die Nacht hinein und forderten so schnell wie möglich einen weiteren Skippers Cup. Vielen Dank an alle Teilnehmenden, an Voile Evasion und Sunsail für die Organisation und an unsere Sponsoren Alpina, Leopard, North Sails und TeamWork. Eine Fortsetzung folgt bestimmt!