Vor zehn Jahren präsentierten 10 Jahre QuantBoats Max Schmid und Michael Aeppli mit der Q28 das erste mit dem Dynamic Stability System (DSS) ausgerüstete Sportboot. 2015 folgte mit der Quant23 der grosse Wurf: die weltweit erste Einrumpfjacht mit Kiel, die fliegen konnte. QuantBoats wurde zum Vorreiter der Monohull-Foiler.

Text : Walter Rudin

Die spektakulären Bilder vom America’s Cup liefern den neusten Beweis: Foils funktionieren nicht nur bei Katamaranen und Jollen, sondern bringen sogar grosse Einrümpfer zum Fliegen. Zu diesem Durchbruch haben auch Schweizer Innovationen wie jene von QuantBoats beigetragen. Mit dem Zürcher Werber Michael Aeppli und dem Luzerner Ingenieur und Werftbesitzer Max Schmid hatten sich in der ersten Millenniums- Dekade zwei recht unterschiedliche Typen zusammengetan. Aeppli, der umtriebige Kommunikator, und Schmid, der ruhende Pol mit gutem Beziehungsnetz, hatten eine gemeinsame Vision. Sie wollten ein Boot konzipieren, das bei den notorischen Leichtwindverhältnissen auf unseren Seen aussergewöhnlich gut funktioniert und bei Wind beherrschbar bleibt. Nicht sehr gross sollte es sein, leicht zu händeln und mit einer kleinen Crew gut in Fahrt kommen. Das hatten zwar andere auch schon versucht und ansprechende Ergebnisse erzielt, für Schmid und Aeppli wurden aber meistens zu viele Kompromisse akzeptiert, charismatisch waren diese Boote in ihren Augen nicht.

DSS schafft Durchbruch

Entscheidend für die Realisierung ihres Projekts war die Entdeckung von Hugh Welbourn. Der englische Designer und Konstrukteur hatte das Dynamic Stability System (DSS) erfunden, das einem Boot nicht wie herkömmlich mit viel Blei, sondern mithilfe eines in Lee ausgefahrenen Foils bei mehr Wind Stabilität verleiht. Schmid und Aeppli waren begeistert, nahmen Kontakt auf und skizzierten ihr Projekt. Das Know-how des erfahrenen Designers, die Fragen eines querdenkenden Segel-Amateurs und die Besonnenheit des erfahrenen Werftbesitzers waren letztendlich die richtige Mischung, um die verrückte Idee zu realisieren. Das Projekt schritt zügig voran. Zwar wurde das Vorhaben durch die Finanzkrise gebremst, dennoch konnte 2011 mit der Q28 das erste DSS-Vorserienboot präsentiert werden. Es erwies sich für seine Grösse als sehr schnell, war allerdings nicht wirklich einfach zu segeln und widersprach damit der QuantBoats-Philosophie. Bereits ein Jahr später kam die Q30 auf den Markt, ein Semi-Foiler, der als spezialisierter Lakeracer ein breiteres Publikum ansprach und einfacher zu segeln war. Damit gab sich das Trio nicht zufrieden. Das Ziel war die Entwicklung eines breitensporttauglichen Foilers, der ganz aus dem Wasser kommt. Also wurde das Projekt «Q23 Scowfoiler» gestartet. Die Präsentation der Quant23 löste 2015 einen Medienhype aus. Das 300 Kilo schwere Boot mit seinem frechen, buglosen Design und knallig orangefarbenem Outfit war die weltweit erste Monohull-Jacht mit Kiel, die fliegen konnte. Das war auch der Hauptgrund, warum die Quant23 von einer internationalen Jury von Jachtsport-Journalisten in der Sparte «Special Yachts» zur «European Yacht of the Year 2016» gewählt wurde.

DIE SKEETA, EIN KLEINER FOILENDER SINGLEHANDER FÜR EINSTEIGER UND KÖNNER

In der Heimat verkannt

In der Schweiz blieb das Echo relativ bescheiden, obwohl die wenigen Q23 bei den Regatten Pokale abräumten. Max Schmid erinnert sich: «Die ausländische Jachtjury bezeichnete die Quant23 als Quantensprung in der Bootskonstruktion. Das freute uns natürlich sehr, aber in der Schweiz hätten wir doch eine grössere Resonanz erwartet.» In der Fachwelt bleiben die Leistungen der Pioniere indes unbestritten. Eric Monnin, der mit seinem Highspeed-Foiler Monofoil Gonet vorletztes Jahr selbst einen foilenden Einrümpfer gebaut hat, sagt denn auch: «Die Quant23 war die Hauptinspiration für unser Projekt. Nachdem ich sie gesegelt hatte, wusste ich: Die fliegenden Einrumpfboote haben Zukunft.» Ein kleines Stück hat QuantBoats sogar zur Entwicklung des America’s Cups beigetragen. Sir Ben Ainslie, Chef des AC-Herausforderers Ineos Team UK, hatte das Vorserienboot Quant28 gekauft und nach England bringen lassen. Der Rumpf war der erste mit den neuen Foils ausgerüstete Testträger. 2016 ist die Q23 in Serienproduktion gegangen. Inzwischen wurde sie zwölfmal gebaut, zwei Exemplare segeln heute in den USA, eine in Australien. Der grosse Durchbruch ist aber ausgeblieben. Einerseits ist sie nicht wirklich günstig, weil hohes Tempo auf Foils nach viel anspruchsvoller Technologie und teuren Materialien verlangt. Andererseits haben viele Interessierte in der Zwischenzeit gelernt, dass foilende Booten eine andere Liga sind, die von Skipper und Crew technisches Verständnis, perfekte Teamwork und Fitness erfordert, was vielen Begeisterten dann doch ein wenig zu weit geht.

Skeeta, die Moth für Amateure

Heute sieht sich QuantBoats in einer Phase der Konsolidierung. Man will nach einer ersten stürmischen Zeit die Marktentwicklung beobachten und diese in die eigenen Überlegungen einbeziehen. Diese Haltung hat zur Entdeckung eines Bootes geführt, das wegweisend ist, wenn es darum geht, Foiling populärer und für «normale» Segler zugänglicher zu machen. Die Rede ist von einem kleinen Centre-Line-Foiler mit dem Namen «Skeeta», entwickelt und gebaut von einem australischen Duo. QuantBoats übernahm 2018 die Markteinführung und den Verkauf in Europa. Bereits heute erfreut sich das Boot einer erstaunlich grossen, globalen Bekanntheit und rasch steigender Produktions- und Verkaufszahlen. www.quant-boats.com

2012 KAM DIE Q30, DAS ERSTE SERIENBOOT, AUF DEN MARKT.