Wenn man die Tür der Portier AG aufstösst, fühlt man sich ein wenig, als würde man das Haus einer ehrwürdigen alten Dame betreten. Mit ihren über 200 Jahren ist das Unternehmen «älter als die Schweizerische Eidgenossenschaft», wie die Firma gerne betont. Sie ist stets mit der Zeit gegangen und hat sich immer neu erfunden. Darauf und auf noch viel mehr ist der neue Geschäftsführer Dominique-Jürg Weber zu Recht stolz.

Text: Quentin Mayerat

«Ich vertrete bereits die 7. Generation an der Spitze der Firma», sagt Dominique Weber. Der 31-Jährige hat vor einem Jahr das Ruder des Familienunternehmens in Meilen am Zürichsee übernommen. «Ich bin stolz auf dieses Erbe und werde mich dafür einsetzen, dass wir immer unser Bestes geben.» Das Vermächtnis der Jachtwerft, die 1815 als Werkstatt für «Bau und Reparatur von Fischerbooten» gegründet wurde, ist gigantisch. Über 2000 Boote sollen in ihren Hallen entstanden sein. Auch Segeljachten gebaut, allein 650 Ynglinge sind hier vom Stapel gegangen. Der letzte wurden 2003 zu Wasser gelassen. Er markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens, das sich fortan auf den Verkauf und Unterhalt von Freizeitbooten konzentrierte «Das ist mittlerweile Vergangenheit», bestätigt der junge Geschäftsführer, «aber es stimmt schon. Wir haben unglaublich viele Boote gebaut, nicht nur Holzboote, sondern auch kleine Fähren sowie Arbeits- und Polizeiboote.»

DAS TROCKENLAGER, EINE DER VIELEN DIENSTLEISTUNGEN DER FULLSERVICE-JACHTWERFT

Ungeachtet der Passion für Traditionsjachten wurde die Portier AG fortlaufend
modernisiert. Ihre heutige Infrastruktur und die Dienstleistungen haben nichts mehr mit dem damaligen Angebot gemein. Nebst Liegeplätzen in der Hafenanlage stehen Plätze im bedienten Trockenlager und im Selbstbedienungstrockenlager zur Verfügung. Man braucht im Winter nur durch die Hallen zu schlendern, um sich ein Bild über die eindrücklichen Anlagen zu machen. Die rund 170 Boote im Winterlager sind millimetergenau platziert. Verändert haben sich im Lauf der Zeit auch die Gewohnheiten der Kundschaft. Dominique Weber: «Wir hatten sehr viele Familien, die wir seit mehreren
Jahrzehnten auf verschiedenen Booten begleitet haben. Heute steht der Bootssport mit vielen anderen Freizeitaktivitäten in Konkurrenz und die Eignerinnen und Eigner verbringen weniger Zeit auf ihrer Jacht.»

Blick in die Zukunft

Die Zürcher Jachtwerft setzt alles daran, mit dieser Marktentwicklung Schritt zu halten. Vor einigen Jahren hat sie versucht, Elektromodelle in ihr Portfolio aufzunehmen, und sie verfolgt Neuerungen aufmerksam mit. Das Foiling zum Beispiel könnte zu einem vielversprechenden Marktsegment für Motorboote werden. Wenn Interessierte aber sichere Werte wünschen, empfiehlt ihnen Dominique Weber gerne klassischere Modelle wie Sea Ray oder sportlich-elegante Cranchi-Jachten. 206 Jahre nach ihrer Gründung geniesst die Portier AG noch immer einen hervorragenden Ruf, der weit über den Zürichsee hinausreicht. Mit rund einem Dutzend Mitarbeitenden setzt sie eine lange Bootsbautradition fort und blickt optimistisch in die Zukunft.

DIE PORTIER AG HAT SEIT IHRER GRÜNDUNG VOR 206 JAHREN GESCHÄTZTE 2000 BOOTE GEBAUT.