Text: BRICE LECHEVALIER

Zum 20-jährigen Bestehen des Skippers-Magazins und den letzten 20 Jahren Schweizer Segelsport möchten wir 20 grossartige Schweizer Seglerinnen und Segler würdigen, die diese Zeit mit ihren Erfolgen geprägt haben. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Liste ist nicht vollständig. Alle porträtierten Athleten haben aber etwas gemeinsam: Sie sind mindestens seit der Jahrtausendwende feste Grössen der Schweizer Segelszene und verteidigen die Farben unseres Landes entweder auf unseren Binnenseen oder auf den Weltmeeren – meist mit beachtlichen Ergebnissen. Zusammen repräsentieren sie einen Grossteil der Segeldisziplinen. Ihr Talent ist bei allen grossen Segelnationen anerkannt und hat die Schweiz aus ihrem Schattendasein befreit. Die meisten feiern weiterhin grosse Erfolge und bescheren uns hoffentlich noch lange Zeit viel Freude! Die Liste im nachfolgenden Kapitel ist umfangreicher: Sie enthält die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister aller Klassen von 2000 bis 2020. Einige Namen sind Ihnen sicher bekannt. Ein riesiges Bravo an sie alle!

BERNARD STAMM

Text: Vincent Gillioz

Salzwasser im Blut

Der zweifache Sieger der Einhand-Weltumsegelung mit Zwischenstopps und Rekordhalter der Jules Verne Trophy hat sowohl im Team als auch solo schon unzählige Male sein Ausnahmekönnen bewiesen.

Die Vendée Globe hat ihm zwar kein Glück gebracht, dennoch ist Bernard Stamm einer der besten und vielseitigsten Hochseesegler der letzten zwei Jahrzehnte. Seit seiner ersten MiniTransat im Jahr 1995 (3.) ist der 1963 in Genf geborene Regattasegler ständig auf den Meeren dieser Welt unterwegs. Dabei hat er etliche Abenteuer, Erfolge und Misserfolge erlebt. 2000 nahm er mit seiner in Lesconil selbst gebauten IMOCA-Jacht Armor-Lux an der Vendée Globe teil. Nach neun Tagen war das Abenteuer zu Ende, unterkriegen liess er sich durch das frühe Aus aber nicht. Der als zähe Kerl bekannte Waadtländer startete kurz danach einen Angriff auf den Atlantikrekord im Team, den er auch tatsächlich knackte. 2002–2003 gewann er mit dem gleichen Boot das Around-Alone, 2005 holte er mit Bruno Peyron die Jules Verne Trophy. Es folgte eine weitere Einhand-Weltumsegelung ohne Zwischenstopps, das Velux 5 Oceans. Auch dort ging er als Sieger hervor. «An dieser Regatta kann man die Boote ständig optimieren. Deshalb mag ich sie auch so», sagte der strahlende Sieger.

2008 hatte ihn die Vendée Globe wieder, diesmal mit der Virbac-Paprec von Jean-Pierre Dick. Schon in der ersten Nacht krachte er in einen Frachter, kehrte an Land zurück, reparierte das Boot und stach wieder in See, bis ihn ein Ruderschaden vor den Kerguelen zur Aufgabe zwang. 2011 konnte er genug Geld auftreiben, um nach Plänen von Juan Kouyoumdjian ein neues Boot zu bauen. Doch auch sein dritter Versuch im Jahr 2012 ging daneben. Nach einer Havarie und einem Reparaturstopp auf einer Insel südlich von Neuseeland wurde er disqualifiziert, weil er unerlaubterweise externe Hilfe angenommen hatte. Unbeirrt brachte Stamm sein Boot nach Les Sables-d’Olonne zurück, wo er trotz Disqualifikation als Held gefeiert wurde. 2015 triumphierte er mit Jean le Cam am Barcelona World Race, 2017 stellte er mit Francis Joyon an der Jules Verne Trophy mit knapp 40 Tagen eine neue Bestzeit auf. Joyon war beeindruckt von Stamms Beharrlichkeit: «Er gibt nie auf und verlangt auch dem Boot immer alles ab.»

Stamms grosse Stärke ist seine Furchtlosigkeit. Er gilt nicht umsonst als Draufgänger und bekommt auch dann keine kalten Füsse, wenn das Budget fehlt. «Ich habe mich für einige Projekte verschuldet, bevor ich die alten Kredite zurückgezahlt hatte. Anders wäre ich nicht vorangekommen.» Der heute 57-Jährige ist noch immer ein aktiver Regattasegler. Vom Schweizer Segelsport hat er eine hohe Meinung: «Wenn die Schweizer etwas anpacken, dann richtig. Ihre Gewissenhaftigkeit erkennt man auch im Segelsport.»


Highlights

2002: Sieger des Around Alone
2007: Sieger des Velux 5 Oceans
2017: Rekord an der Jules Verne Trophy als Mitglied von Francis Joyons Team IDEC Sport