Am Cannes Yachting Festival hatte die neue Beneteau- Marke Excess den 12er und den 15er vorgestellt. Jetzt erweitert sie das Angebot nach unten. Wir sind den neuen Excess 11 in La Rochelle probegesegelt.

Text: Emmanuel van Deth
Fotos: Christophe Launay

Der dritte Kat der neuen Linie wurde im Januar an der boot Düsseldorf der Öffentlichkeit vorgestellt. 2020 führt im Segment der Fahrtenkatamarane nichts am Excess 11 vorbei, dies aus zwei Gründen: Erstens ist die Bauweise für einen Blauwasserkat ungewohnt kompakt – die meisten grossen Hersteller starten bei 40 Fuss –, zweitens handelt es sich bei diesem Modell um eine echte Neuheit, denn es baut im Gegensatz zum 12er und 15er nicht auf einer bestehenden Plattform von Lagoon auf. Optisch unterscheidet sich der Excess 11 von den beiden Erstmodellen durch seine stärker profilierten Rümpfe, seinen kürzeren Kajütaufbau und vor allen durch den an Deck positionierten Mast. Bei allen jüngeren Lagoon seit dem 39er steht das Rigg nämlich auf dem Kajütdach. Trotz der Baunormen, die deutlich grössere Materialstärken vorschreiben als zur Zeit des guten alten Lagoon 380 und das Boot im Aufbau 40 Prozent schwerer machen, ist es der Werft gelungen, Gewicht zu sparen, indem sie Deck und Kajütaufbau im Injektionsverfahren herstellte und Industrieverfahren verwendete, mit denen sich die Teile effektiver miteinander verbinden und die Innenschalen reduzieren lassen. Beispielhaft dafür steht das Sitzgruppen- Modul, in dem die Garderobe der Eignersuite untergebracht ist und das sich in die Rümpfe einfügt. Daran musste man erst einmal denken!

Cruising Catamaran Excess 11

Einfaches Handling

Die beiden 29-PS-Motoren sind ideal für den 9-Tönner. Man dreht damit problemlos an Ort und Stelle und erreicht eine Fahrtgeschwindigkeit von 6,8 Knoten. Sogar bei Vollgas ist der Motorenlärm nur in den Achterkabinen zu hören. Optional kann ein zweiter 200-Liter-Kraftstofftank hinzugefügt werden. Der Hersteller zeigt uns die Pulse-Line-Version mit Faltpropeller. Dank verlängertem Mast und erhöhter Segelfläche gewinnt sie gemäss Datenblatt im Vergleich zur Standardversion 8 Quadratmeter Tuch und damit gleich auch 4 Prozent mehr Speed. Das Hissen des 60-Quadratmeter- Grosssegels und der Selbstwendefock ist eine simple Formalität – ein Vorteil kleiner Boote! Auf der Kreuz mit 12 Knoten Wind erreicht der Excess 11 knapp 7 Knoten bei einem Kurs von 50° bis 55°. Ab 65° bis 70° zum Wind kann der Gennaker gesetzt werden, sodass der Kat auf 9 Knoten beschleunigt. Obschon das Vorwindsegel auch hier den Turbo des nach hinten versetzten Riggs bildet, ist die Differenz zwischen Selbstwendefock und Gennaker weniger krass als beim Excess 12 und 15.

Aufklappbares Verdeck undzwei Steuerstände

Der Excess 11 bietet viel Komfort auf wenig Länge. Trotz seiner kompakten Grösse ist das Cockpit aber erstaunlich voluminös und zweckmässig eingerichtet. Neben einem Tisch für vier Personen (6-7 mit Schemeln) bleibt sogar Platz für zwei zusätzliche Bänke. Die Schanzkleider sind gut ausgestattet und die beiden Steuerstände (mit 70 cm dicken Pinnen) markentypisch weit aussen auf den Rümpfen platziert. Der vom Excess 12 übernommene klappbare 2-Personen-Steuersitz erweist sich zwar als praktisch, könnte aber durchaus noch etwas besser ausgearbeitet sein. Zur besseren Unterscheidung ist jede Leine mit einem anderen Motiv gekennzeichnet. Zusammen bilden sie ein farblich elegant aufeinander abgestimmtes Gesamtbild. Im Bimini wurde ein sich öffnendes Targa-Dach eingelassen, wie wir es von anderen Modellen kennen. Von den beiden Steuerständen hat man dank grosszügigen Verglasungen im Kajütaufbau eine gute Sicht auf den gegenüberliegenden Rumpf. Das vordere Sonnendeck und die grossen Trampoline sind gut erreichbar. Auf das Dach gelangt man über die Stufen des Klappmastes, allerdings ist Vorsicht geboten, denn vorne und seitlich ist das Dach sehr rutschig. Kompakt, aber funktionell Das Deckshaus betritt man stufenlos durch eine 182 x 76 Zentimeter grosse Schiebetür. Die Bodenfläche ist begrenzt, die Stehhöhe mit 2,09 Metern aber mehr als grosszügig. Auf Cockpitseite befinden sich eine L-Küche, ein Tisch (124 x 73 cm) und in Fahrtrichtung ein kleiner Kartentisch (69 cm breit). Durch die breiten Öffnungen geniesst man einen 360°-Ausblick. Unser Testboot verfügt über drei Kabinen. Im Backbordrumpf teilen sich zwei breite Kojen eine Nasszelle. Die hintere ist quer zur Fahrtrichtung eingebaut und misst 1,60 Meter, die vordere sogar 1,80 Meter. In der Eignersuite im Steuerbordrumpf sind ein 2 x 2 Meter grosses Bett, ein Bürotisch und ein riesiges Badezimmer untergebracht. Der Excess 11 bietet etwas mehr Speed als seine Vorgänger, ohne aber an Komfort einzubüssen. Vom Gefühl her könnte der Kat gut und gerne drei Fuss mehr haben. Die Chancen stehen gut, dass die Werft mit diesem Modell an den Erfolg des 900-mal ausgelieferten Lagoon 380 anknüpfen kann.

Hersteller: Excess Catamarans
Konstrukteur: VPLP
Aussendesign: Patrick Le Quément
Innendesign: Nauta Design
Länge über alles: 11,33 m
Rumpflänge: 11,06 m
Breite: 6,59 m
Tiefgang: 1,15 m
Höhe über Wasser (Standard): 17,27 m
Verdrängung: 9 t
Segelfläche: 77/85 m2 (Pulse Line)
Grosssegel: 55/60 m2
Selbstwendefock: 22/25 m2
Code 0: 54/62 m2
Asymmetrischer Spi: 110 m2
Motorisierung: 2 x 29 PS
Kraftstofftank: 200 l oder 2 x 200 l
Wassertank: 300 l
Kabinen: 3 oder 4
Preis (exkl. MWST): 235 000 €
Preis des Testboots (exkl. MWST): 343 021 €

Cruising Catamaran Excess 11